Wer neugierig nach den aktuellen Neuerungen rund ums Turnier suchte, wurde in den zurückliegenden Jahren immer auf dem weitläufigen Gelände in der Soers fündig. Mal eine – Saukäs! – neue Tribüne, mal ein – oes noch! – feiner Zeltpalast für die Champions und Schampiönchen, mal eine – nukannichnetmieh! – ganze Einkaufsstadt. Da war doch immer was geboten. Überraschungen und Sensationen auf dem CHIO-Gelände.
In diesem Jahr nun steht die Attraktion vor der Hütte. Die CHIO-Brücke. Und jetzt mal ohne Flachs: sehenswert das stolze Bauwerk, über das so viel gesprochen wurde und was – Spitz auf Knopf – doch noch zum Turnier fertig wurde! In luftiger Höhe wiehert keck und frei das Pferdelogo.
„Waren Sie schon oben?“, fragte mich gestern ein stadtbekanntes Gesicht mit breitem Lächeln. Und ich dachte, er macht einen Witz. Schon oben? „Wenn man erstmal angekommen ist, lohnt sich der Blick!“, setzte er in bester Manier eines alpenländischen Privatzimmermitausblickvermieters nach, der dem Gast einen schönen Ausflugstipp für den Vormittag gibt.
Das hörte sich nach Gipfelsturm, nach Gegenwind, Schweiß und Anstrengung an. Da ich die Frage – also „waren Sie schon oben?“ – zu diesem Zeitpunkt verneinen musste, machte ich mich gleich auf den Weg.
Und hier beginnt nun der ultimative Brückentest. Wir nutzen vom Turniergelände kommend zunächst die Fußgängerampel über die Krefelder Straße, bremsen wie immer scharf vor dem Finanzamt ab, um dann den Anstieg in Angriff zu nehmen. Es geht tatsächlich steil „der Berresch erauf“, gutes Schuhwerk sei empfohlen, rechts und links am Geländer sind Haltepunkte für eine kleine Rast vorgesehen.
Doch oben angekommen – da hatte der Gesprächspartner recht – wird man für die Mühen belohnt. Freier Blick bis in die Würselener Hügelkette, bei guter Sicht bis Kaninsberg (halb rechts), auf der anderen Seite versperrt der Tivoli zwar den Blick auf das Lousbergmassiv, der Öcher erahnt aber die Schönheit der Gipfelstation Belvedere – auch ohne sie zu sehen.
Von hier oben lässt sich ungestört beobachten, wie tief da unten viele CHIO-Besucher irrtümlicherweise immer noch die Fußgängerampel nutzen, um die vom tosenden Verkehr vibrierende Krefelder Straße zu überqueren. „Hierher“, so geht der Ruf in die Tiefe, und das Echo hallt aus dem schönen Tal des Flüsschens Soers, wie der legendäre Hans-Heinrich Isenbart einst fabulierte, tausendfach zurück: „Hier oben, Freunde des gestreckten Trabs, hier oben verläuft der neue Weg!“
Liegt es an der Verschwenkung Richtung Tivoli, dass die meisten Reitsportfreunde den neuen Weg noch nicht annehmen? Man ist nämlich ziemlich einsam unterhalb des Gipfelpfeils, der sich steil in den Aachener Himmel reckt? Oder liegt es daran, dass die meisten glauben, lästiges Auf und Ab wäre per se nur den Fußballfans dieser Stadt vorbehalten?
Von dieser Stelle sei gesagt: Nehmt die Strapazen auf euch, es lohnt sich! Der Berg ruft. Falsch: Die neue Brücke ruft!