Sagen wir es mal so: Das Projekt ist ambitioniert. Sucht doch die RWTH Aachen, die einen exzellenten Ruf hat und deren Forscher sich an so mancherlei Unergründetes herantrauen, Öcher Ureinwohner, die auch Hochdeutsch können!
Darf man das so platt formulieren? Nein, man sollte ein wenig ausholen, denn wir wollen die Öcher doch dazu animieren, den Menschen von der Hochschule bei ihrer schwierigen Aufgabe zu helfen. Die Stichworte:
Aufruf: Gesucht werden am Institut für Psychologie an der Jägerstraße hoch über Burtscheid 16 ortsverbundene Versuchspersonen, die zwei Sprachen fließend sprechen können, quasi bilingual sind: nämlich Hochdeutsch und Öcher Platt! Im Sprachlabor des Lehrstuhls für Kognitions- und Experimentalpsychologie von Professor Iring Koch wollen die Wissenschaftler Andrea Philipp (aus Augsburg, links), Mathieu Declerck (aus Brügge, rechts) und die studentische Mitarbeiterin Janika Thielecke (aus Bonn, 2. v. r.) herausfinden, wie diese hochbegabten Öcher rein sprachlich ticken.
Unterstützung: Damit die freundlichen zugereisten Wissenschaftler auch wissen, worüber sie reden, haben sie sich allerkompetentesten Beistand geholt: Angelika Kutsch (2. v. l.), dem Ureinwohner als piekfeine Öcher Nöld bekannt, arbeitet als Sekretärin bei den RWTH-Psychologen – und sie weiß sich in der Heimatsprache einen Schlag zu helfen…
Studie: Die Forscher am Institut für Psychologie der RWTH haben ein Projekt aufgelegt, das sich mit dem sogenannten Sprachwechsel beschäftigt. „In einer immer internationaler werdenden Welt wechseln wir oft im Gespräch die Sprache“, sagt Andrea Philipp. „Und wir wollen wissen, wie der Wechsel zwischen den Sprachen vor sich geht.“ Also, welche Kontrolle hat der Sprecher über die Sprachen, die ihm sehr geläufig sind?
Herausforderung: Das ist natürlich im Falle des Öchers und seiner großen, bisweilen in allen Klangfarben schillernden Liebe zum Hochdeutschen eine richtig große Aufgabe. Nicht, dass ihm der Wechsel zwischen Hochsprache und Platt unbekannt wäre! Nur wissenschaftlich begleitet wurde er bei diesem täglichen Experiment noch nicht! Das ändert sich jetzt. Und wir alle können dabei sein.
Sprachwechselkosten: Fragen, die nun in der Studie, an der übrigens Aachener Ureinwohner jeden Alters teilnehmen können, vorkommen: Wie setzt die Versuchsperson aus Kaiser Karls Stadt die beiden Sprachen ein, wann stockt sie, macht Fehler? Das Zauberwort heißt Sprachwechselkosten, die beim Springen von einer in die andere Sprache entstehen.
Leijv Öcher Mäddchere än Jonge, traut Euch, denn hier schlägt Eure Stunde!
Test-Öcher:16 Probanden sollen einen ausgesprochen unterhaltsamen, knapp 45-minütigen Labortest im Institut durchlaufen. Vor dem Computer sitzen sie dabei, bekommen Bilder zu sehen, die eindeutig zu benennen sind: Baum, Haus, Tisch, Junge, Straße… Die Anforderung besteht darin, diese Begriffe in der laufenden Diashow auf Ansage entweder auf Hochdeutsch oder in Platt zu sagen: Boum, Huus, Dösch, Jong, Stroeß… Die Forscher zeichnen auf und beobachten – und ziehen am Ende der Untersuchungsreihe ihre Schlüsse.
Oes noch: „Wir sind sehr gespannt“, sagt Janika Thielecke. Die Fragen am Institut: Ist das Öcher Platt wie eine eigenständige Sprache zu bewerten? (Dass es da wissenschaftliche Zweifel gibt, irritiert den Öcher schon ein bisschen, Anmerkung der Redaktion.) Was passiert beim gebürtigen Kaiserstädter, wenn er zwischen dem Hochdeutschen und dem Platt hin- und herwechselt? Ist es wirklich so, dass der Dialekt vor allem dann durchschlägt, wenn es – „Oes noch!“ – emotional wird?
Weä es dobeij? Wer macht mit?
Interessierte Aachener, die fließend und oft Öcher Platt reden, aber auch im Hochdeutschen eine stabile Heimat haben, können sich als Versuchspersonen bei Janika Thielecke im Institut für Psychologie melden. Der Test in der Jägerstraße dauert knappe 45 Minuten, tut kein bisschen weh. Es ist die einmalige Chance für die Öcher, endlich mal in grundlegende Forschungsaufgaben aktiv einzugreifen!
Meldet Euch bitte per Mail: janika.thielecke@rwth-aachen.de; nicht vergessen: Stichwort Öcher.
Ich bin auf alle Fälle dabei!